Ich bin vor Kurzem zufällig beim Twitterkonto von Yanis Varoufakis vorbei gestolpert. Und da habe ich eine Rede gelesen, die er vorm EU-Parlament gehalten hat. Es stand leider nicht da, wer ihn eingeladen hat (hat MERA25 überhaupt Sitze im Parlament?).

In seiner Rede scheint mir mindestens an der Stelle, wo Russland als Gefahr stehen sollte, eine große Lücke zu sein. Den Rest kann ich nicht hinlänglich zureichend bewerten.

Vielleicht kann mir ja jemand von euch helfen, das einzuordnen & mir sagen, ob MERA25 letztlich nur eine weitere Front im russischen Propagandakampf ist.

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    18 days ago

    Er erklärt doch genau, wie er die Lage einschätzt. Wo ist da die Lücke? Das Fehlen der Gefahr ist nicht die Propaganda, sondern deren Existenz.

    It is at this point that angry yelps will rise up from the press gallery. Can’t you hear them ask: "“Is Russia not ante portas?” “Is Europe not in danger?” “Should Europe remain defenceless, especially now that Trump is abandoning Europe?”

    My answer is clear: Weakening ourselves economically through a Military Keynesianism that constitutes the New Austerity which will, with mathematical precision, diminish Europe further is no way to make Europe stronger!

    And lest we forget, Europe already has 1.5m men and women in uniform while, over the past decade, we spent €2.7 trillion on defence – a period during which our net productive investment was zero! Now, NATO demands that we spend three times as much - which is totally insane, given how wastefully that €2.7 trillion was spent.

    Man könnte fragen, ob es reicht. Die Ausgaben ohne aktiven Krieg sind grösser als Russlands Budget für einen aktiven Krieg. Aus meiner Sicht reicht das. Graphisch auch schön zu sehen hier, insb. das Budget vor dem Krieg im Vergleich.

    Die Grafik

    Military budget of China, Russia and U.S. in constant 2019 US$ billions

    gibt an

    $126 Milliarden in 2023

    https://en.m.wikipedia.org/wiki/Military_budget_of_Russia

    Der Wert passt zum folgenden Post. Der einzige Skandal wäre, wenn wir viel zu überhöhte Preise zahlen. Dann reicht es vielleicht nicht aber Russland wäre dann auch nicht unser größtes Problem.

    Russia’s military spending reached €130 billion in 2024, or 7.1% of its GDP

    The EU’s €800 billion ReArm Europe plan, for instance, “will be too small, if equipment is bought at current high prices,” the authors caution.

    https://feddit.org/post/14599277

    • trollercoaster@sh.itjust.works
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      18 days ago

      Ausgaben sind halt die denkbar schlechteste Metrik. Da wurden und werden Unsummen für nichts und wieder nichts verschwendet. Es wäre sinnvoll, stattdessen klar zu definieren, welche Fähigkeiten man haben muss, und die dann gezielt zu kaufen. Idealerweise bei Kauf von Ausrüstung EU-weit (sinnvoll) standardisiert und koordiniert, um von Skalierungseffekten profitieren zu können.

      • plyth@feddit.org
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        18 days ago

        Ausserdem könnte man klar darlegen, wo Russlands militärische Fähigkeiten nicht begegnet werden können und eine Gefahr besteht.

        Da das nicht gemacht wird und nicht mit einer konkreten Bedrohungslage argumentiert wird, bezweifel ich die Aufrichtigkeit. Wir rüsten für Krieg, aber nicht zur Abwehr Russlands.

        • trollercoaster@sh.itjust.works
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          18 days ago

          Ausserdem könnte man klar darlegen, wo Russlands militärische Fähigkeiten nicht begegnet werden können und eine Gefahr besteht.

          Dies, Das, Teile der Antwort auf diese Frage könnten die Bevölkerung verunsichern. Oder so. Außerdem müsste man dann erklären, warum man was kauft. Wenn man es stattdessen einfach so macht, wie jetzt, kann man einfach mit der Gießkanne über jeden Rüstungsbetrieb in jedem Wahlkreis und/oder mit Politiker im Aufsichtsrat große Geldsummen ausschütten.

          Wir rüsten für Krieg, aber nicht zur Abwehr Russlands.

          Da wird auch nicht mal für irgendeinen Krieg aufgerüstet, da wird für die Gewinne der Rüstungsindustrie aufgerüstet. Das ist kontraproduktiv, denn es gibt nun mal leider eine konkrete Kriegsgefahr durch ein expansionistisches und imperialistisches Russland. Dass Putin bereit ist, eine ganze Generation seiner Bevölkerung in einem Abnutzungskrieg zu verheizen, deutet schon darauf hin, dass er sich nicht so einfach abschrecken lässt, nach der Ukraine weiterzumachen. Dass es so weit kommt, gilt es zu verhindern. Leider scheint die westliche Strategie auch zu sein, Russland auf Kosten der Ukraine Stück für Stück auszubluten, statt die sie in die Lage zu versetzen, den Konflikt schnell zu ihren Gunsten zu entscheiden. Ein faschistoider Diktator mit einer über Jahrzehnte gehirngewaschenen Bevölkerung kann einen solchen Abnutzungskrieg viel länger durchhalten, als ein demokratischer Staat. Insbesondere, wenn dieser Diktator gleichzeitig die demokratischen Staaten und ihre Bündnissysteme mit Propaganda und gezielter Unterstützung destruktiver politischer Bewegungen von innen heraus zersetzt.

          • plyth@feddit.org
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            18 days ago

            denn es gibt nun mal leider eine konkrete Kriegsgefahr durch ein expansionistisches und imperialistisches Russland

            Wie kannst du das nach dem Vergleich der Rüstungsausgaben glauben?

            • Quittenbrot@feddit.org
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              18 days ago

              Weil Rüstungsausgaben, insbesondere im Vergleich mit Russland, ein extrem verzerrtes Bild liefern. Während beispielsweise Deutschland zwar einerseits wegen seiner Ineffizienz in dem Bereich, aber eben auch als relativ hochpreisiges Land grundsätzlich relativ hohe Rüstungsausgaben haben wird für das, was es am Ende herausbekommt, läuft es in Russland quasi anders herum. Hier sind Staat und Rüstungsindustrie viel mehr verwoben, da gibt es Schattenhaushalte, Verschiebungen, staatlich gedeckelte Preise, Sträflinge, die für 3,50 den Soldaten geben, usw.

              Der Vergleich kann nicht funktionieren, weil beide Länder in dem Punkt vollkommen anders funktionieren. Bei uns führt es dazu, dass wir in der Tendenz viel zu hohe, bei den Russen, dass sie viel zu niedrige Rüstungsausgaben haben für das, was am Ende dabei rauskommt.

              • plyth@feddit.org
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                7 days ago

                Teil 2. Fortführung des anderen Zweiges, da die maximale Tiefe erreicht wurde.

                Der Kommentar für den diese Antwort ist: https://feddit.org/post/14792149/7663449

                Ich rede davon, was Russland mit den Einnahmen macht. Stand heute hat das russische Volk nämlich nicht sehr viel davon, dass es in einem derart rohstoffreichen Land lebt, der Machtzirkel um Putin dafür umso mehr.

                Ich kann das nicht abschliessend beurteilen. Die letzten Videos, die ich gesehen habe, gaben mir den Eindruck eines akzeptablen Niveaus. Ich würde sagen besser als Iran und Venezuela. Wenn es davor bewahrt, wie Libyen am Ende nichts zu haben, ist das kein schlechter Deal.

                Wir reden hier aber von China und nicht Syrien

                Ja. Ich glaube du hast den Absatz nicht wirklich gelesen. Liess bitte noch mal. Wir machen keine Politik, die nach Systemwettkampf mit China aussieht. Also werden wir unsere Resourcen anders verteidigen, was wohl im Atomkrieg enden wird.

                Russland war immerhin nur bis dahin trotz aller Schwierigkeiten der 90er in der Lage, Kriege in Georgien, Moldawien, Tadschikistan, Tschetschenien und Dagestan

                Dagestan hatte anscheinend 10.000 Kämpfer, die anderen Konflikte ähnliche Zahlen. Ich denke mal, dass das nicht vergleichbar ist.

                Wir können es auch gerne umdrehen: Butscha illustriert in erschütternder Deutlichkeit, wie sehr ‘begrenzte Kriegsführung’ durch Russland eine Mär ist.

                Was macht Butscha für dich erschütternd? Ich hätte erwartet, bzw. erwarte eigentlich weiterhin von der russischen Armee mehr Gräueltaten.

                Sehr, es gibt ja noch mehr Kommentare

                Nämlich

                Ich werde nicht die Wikipediaseite hier reinkopieren.

                OK, also für mich zum mitschreiben: Russland muss in imperialistischer Eroberungsabsicht seine Nachbarn militärisch überfallen, damit es nicht unvermeidbar “neokolonialisiert” wird? Ein friedliches Russland, das sich an international etablierte Staatsgrenzen hält, ist nicht überlebensfähig?

                Die “imperialistischer Eroberungsabsicht” Wertung geht natürlich nicht, weil sie dem Rest widerspricht, aber ansonsten ist das leider so.

                “Wenn es bei Russland anders laufen soll als bei anderen Ländern, musst du das begründen können. Kannst du?”

                • Quittenbrot@feddit.org
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                  7 days ago

                  Wenn es davor bewahrt, wie Libyen am Ende nichts zu haben, ist das kein schlechter Deal.

                  Das heißt, du siehst für Russland auf einer Skala für Demokratie, Freiheit und Partizipation eher eine Position wie Iran oder Venezuela als langfristig überlebensfähig statt einer wie Norwegen?

                  Und dafür bist du bereit, das autokratische Konstrukt inkl. der nachgeschalteten Oligarchen gutzuheißen?

                  Also werden wir unsere Resourcen anders verteidigen, was wohl im Atomkrieg enden wird.

                  Was würde eine Atommacht dazu bewegen, eine andere Atommacht direkt anzugreifen und damit zwangsläufig den Atomkrieg loszutreten? Also mal ganz im Ernst?

                  Dagestan hatte anscheinend 10.000 Kämpfer, die anderen Konflikte ähnliche Zahlen. Ich denke mal, dass das nicht vergleichbar ist.

                  Estland hat knapp unter 8.000 aktive Soldaten. Also sogar ziemlich vergleichbar.

                  Was macht Butscha für dich erschütternd?

                  Mich erschüttert, dass du angesichts Butscha dennoch die Fabel eines ‘sauberen russischen Krieges’ replizieren willst.

                  Ich werde nicht die Wikipediaseite hier reinkopieren.

                  Das hat auch keiner verlangt. Du sagtest, es gäbe mehrere Kommentare und davon hätte ich gerne 1,2 gehört.

                  Die “imperialistischer Eroberungsabsicht” Wertung geht natürlich nicht, weil sie dem Rest widerspricht, aber ansonsten ist das leider so.

                  OK, also du negierst zwar die offensichtlich imperialistische Natur des russischen Angriffs und Umgangs mit den besetzten Angeboten, wohl weil dir das Label unangenehm ist, aber ansonsten stimmst du zu, dass nur ein aggressiv expandierendes Russland überlebensfähig ist? Nur, um das wirklich sicherzustellen.

              • plyth@feddit.org
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                7 days ago

                Teil 1.

                Abrahamspanzer gegen russische Panzer in Irak. Wir haben die gleiche Kanone.

                Wenn sich alles mit einer Waffenaufstellung klären liesse, diese aber nicht Teil der Debatte ist, gehe ich davon aus, dass wir bei der Wirkung pro Euro trotz allem besser sind.

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                  18 days ago

                  Es geht ja nicht nur um Panzer. Deutschland baut gute Panzer, wir sind ja auch das Land der ‘Goldrandlösungen’. Es geht darum, wie gut ich die im Gefecht am laufen halten kann (ist simpler und robuster dann vllt besser als komplexer und anfälliger?), komme ich von den Stückzahlen hin? Was ist mit dem ganzen Drumherum. Schau dir Tanker- und Transportflotten in der Luft an. Heute hat Europa wohl kaum die Logistik, die momentan noch die Amerikaner in die Allianz einbringen. Das müsste aufgefangen werden. Luftgestützte weitreichende Aufklärung: haben wir momentan gar nicht. AWACS nur im NATO-Verbund (was, wenn die Amis da nicht mehr mitmachen wollen?).

                  Deutschland hat sich auf ein paar Dinge konzentriert, lässt aber viele “Spezialanwendungen” lieber im Rahmen der NATO erledigen. Bisher und in Friedenszeiten klappt das, aber was ist, wenn es ungemütlich wird und die Amis sich unter Trump als wenig überraschend nicht bündnistreu herausstellen?