Sie filmen Verletzte mit dem Handy, behindern Retter bei der Arbeit und blockieren Straßen: Gaffer sorgen bei Unfällen immer wieder für Ärger. Helfen härtere Strafen weiter? Von Oliver Bemelmann.
Rettungsdienstler seit bald 25 Jahren hier, früher auch Leiter eines Rettungsdienstes gewesen.
Aus meiner Sicht ist das Problem NICHT schlimmer geworden,du hattest früher genau die gleichen Menschentrauben, insbesondere bei Verkehrsunfällen im Bereich der Autobahnen war es imho sogar schlimmer,da hattest du wirklich krasse Staugeschehen (bis hin zu tödlichen Auffahrunfällen) auf der Gegenseite. Das ist imho weniger geworden,weil die Typen zu viel Angst haben,dass ihre Karre kaputt geht.
Aber: Natürlich ist die Konsequenz für die Opfer viel schlimmer. Denn durch die omnipräsenten Smartphones ist alles für die Ewigkeit aufgenommen, verbreitet sich rasend schnell. Ich war persönlich an einem Fall beteiligt an dem die Mutter von tödlichen Unfall ihres Sohnes knapp 1000km entfernt über Social Media erfuhr. Indem sie über ein Video stolperte das den zerfetzten Körper ihres Sohnes zeigte und die Szene wie ihre Schwiegertochter reanimiert wurde.
Mittlerweile gibt es auch in Deutschland eine Szene von Untergrundkanälen, meist auf Telegramm die sich an solchen Bildern aufgeilen. Wobei da wohl gerne auch AI generierter Mist gezeigt wird.
Das Hauptproblem ist wie im Artikel angesprochen das Enforcement. Mich erinnert diese ganze Diskussion immer mehr an Clancey Wiggum bei den Simpsons “Oh wir können immer nur das neuste Gesetz durchsetzen”.
Wir haben absolut schlagkräftige Mittel um Menschen die Gaffen zu bestrafen. Wir reden hier von Gefängnisstrafen von bis zu 2 Jahren und Einzug der “technischen Mittel”. Das schließt das Handy mit ein,kann nach Ansicht mancher Rechtskommentare aber sogar das Fahrzeug einschließen wenn dieses genutzt wurde um “ran zu kommen”.
Ich weiß nicht wie es euch geht,aber das empfinde ich als absolut ausreichend.
Aber: Hilft alles nichts. Denn: Zu einem Verkehrsunfall kommen im Regelfall zwei,maximal 4 Beamte. Diese sind mit der Unfallaufnahme beschäftigt, gehören oft dem Verkehrsunfallkommando an (meist eher Beamte mit,äh,höherer Lebenserfahrung) und ihr Hauptaugenmerk liegt eben nicht in der Strafverfolgung der Gaffer sondern darin das Ding aufzunehmen und dann den Verkehr möglichst schnell wieder fließen zu lassen.
Wollte man hier gegen Gaffer vorgehen (die ja ggf. auch auf der anderen Fahrbahnseite sind) braucht man mind. 2,eher 4 Beamte mehr. Das wäre dann in manchen Landkreisen in Deutschland zu ungünstigen Zeiten die gesamte Schutzpolizei.
Selbst wenn man mal jemanden erwischt ist das nächste Problem die Weiterverfolgung. Die KriPo ist genauso überlastet und hat,sagen wir mal, sehr geringe Verfolgungsmotivation. Warum? Weil sie dann IT Forensiker braucht die aber aufgrund der absoluten Dummheit der Einstellungsbedingungen für Beamte landesweit fehlen&deren Kapazitäten man lieber für anderes umsetzt. Auch weil dann gleich das nächste Ungemach droht: Die meisten Staatsanwaltschaften haben null Interesse an diesen Fällen und stellen dann gerne wegen geringem öffentlichem Interesse ein. Warum? Weil sich diese Verfahren meist nicht so einfach darstellen wie man denkt. Das kriegen diejenigen die Ermittlungspersonen der StA sind aber natürlich mit.
Und Fehlzuweisungen. Aktuell wohl laut den Kollegen ziemlich drastisch: Durch die sinnlosen Grenzkontrollen fällt die Bundespolizei als Unterstützung flach wenn man für Anlässe (Demos, Fussballspiele, Großveranstaltungen) geschlossene Verbände braucht.
Das sorgt dafür,dass die Bereitschaftspolizeizüge der Landespolizeien mehr untereinander “aushelfen” müssen. Diese können dann natürlich nicht mehr wie sonst für Aktionen und an Schwerpunkten die Schutzpolizei entlasten. -> Weniger Kräfte für alles.
Erschwerend kommt noch hinzu,dass Bayern als ehemals größter Steller von BePo Zügen unter den LaPos auch noch weniger stellt weil Stellen Richtung Grenzpolizei gegangen sind und man wohl auch Weisung hat weniger zu unterstützen. Letzteres ist aber mehr ein “Gerücht”. Who knows.
Bei den StAs ist es einfach Jahrzehnte-langer Raubbau, genauso wie bei den Gerichten.
Was Natur auch wieder die JVAen voll macht,etc.
Meine mich mal irgendwo ne Statistik in der Hand gehabt zu haben,dass ein StA heute bei halb so vielen Assistenzkräften das 8-12 fache an Verfahren zu betreuen hat im Vergleich zu 1990.
Man könnte die Polizei nutzen um die Bevölkerung zu schützen und echte Probleme zu beheben. Oder man kann sie an die Grenze stellen, wo sie gelangweilt in den Wind stieren.
Das Schlimme ist ja: Ich hab ganz gute Kontakte zu div. LaPos und der BPol.
Bei der Bpol finden das ganz viele wohl richtig gut. Kein Stress wie in Bahnhofsdienst, pünktlich Schluss und “man entscheidet selbst wen man kontrolliert”(das kann sich jetzt jeder selbst denken was das heißt).
Ja,total. Ich kann ehrlich gesagt auch keinen guten Rat geben außer Institutionen wieder mehr zu stärken - das ist aber egal wo notwendig,von Schulen,über Gesundheitswesen, Kommunen,etc.
Nur halt an den richtigen Stellen.
Und da sehe ich,auch als jemand der mal eine Ausflug in die Politik gemacht hat,aktuell nur ganz wenige PolitikerInnen die das wirklich können und wollen. (Und die meisten haben genauso wie ich keinen Bock mehr)
Rettungsdienstler seit bald 25 Jahren hier, früher auch Leiter eines Rettungsdienstes gewesen.
Aus meiner Sicht ist das Problem NICHT schlimmer geworden,du hattest früher genau die gleichen Menschentrauben, insbesondere bei Verkehrsunfällen im Bereich der Autobahnen war es imho sogar schlimmer,da hattest du wirklich krasse Staugeschehen (bis hin zu tödlichen Auffahrunfällen) auf der Gegenseite. Das ist imho weniger geworden,weil die Typen zu viel Angst haben,dass ihre Karre kaputt geht.
Aber: Natürlich ist die Konsequenz für die Opfer viel schlimmer. Denn durch die omnipräsenten Smartphones ist alles für die Ewigkeit aufgenommen, verbreitet sich rasend schnell. Ich war persönlich an einem Fall beteiligt an dem die Mutter von tödlichen Unfall ihres Sohnes knapp 1000km entfernt über Social Media erfuhr. Indem sie über ein Video stolperte das den zerfetzten Körper ihres Sohnes zeigte und die Szene wie ihre Schwiegertochter reanimiert wurde.
Mittlerweile gibt es auch in Deutschland eine Szene von Untergrundkanälen, meist auf Telegramm die sich an solchen Bildern aufgeilen. Wobei da wohl gerne auch AI generierter Mist gezeigt wird.
Das Hauptproblem ist wie im Artikel angesprochen das Enforcement. Mich erinnert diese ganze Diskussion immer mehr an Clancey Wiggum bei den Simpsons “Oh wir können immer nur das neuste Gesetz durchsetzen”.
Wir haben absolut schlagkräftige Mittel um Menschen die Gaffen zu bestrafen. Wir reden hier von Gefängnisstrafen von bis zu 2 Jahren und Einzug der “technischen Mittel”. Das schließt das Handy mit ein,kann nach Ansicht mancher Rechtskommentare aber sogar das Fahrzeug einschließen wenn dieses genutzt wurde um “ran zu kommen”. Ich weiß nicht wie es euch geht,aber das empfinde ich als absolut ausreichend.
Aber: Hilft alles nichts. Denn: Zu einem Verkehrsunfall kommen im Regelfall zwei,maximal 4 Beamte. Diese sind mit der Unfallaufnahme beschäftigt, gehören oft dem Verkehrsunfallkommando an (meist eher Beamte mit,äh,höherer Lebenserfahrung) und ihr Hauptaugenmerk liegt eben nicht in der Strafverfolgung der Gaffer sondern darin das Ding aufzunehmen und dann den Verkehr möglichst schnell wieder fließen zu lassen. Wollte man hier gegen Gaffer vorgehen (die ja ggf. auch auf der anderen Fahrbahnseite sind) braucht man mind. 2,eher 4 Beamte mehr. Das wäre dann in manchen Landkreisen in Deutschland zu ungünstigen Zeiten die gesamte Schutzpolizei.
Selbst wenn man mal jemanden erwischt ist das nächste Problem die Weiterverfolgung. Die KriPo ist genauso überlastet und hat,sagen wir mal, sehr geringe Verfolgungsmotivation. Warum? Weil sie dann IT Forensiker braucht die aber aufgrund der absoluten Dummheit der Einstellungsbedingungen für Beamte landesweit fehlen&deren Kapazitäten man lieber für anderes umsetzt. Auch weil dann gleich das nächste Ungemach droht: Die meisten Staatsanwaltschaften haben null Interesse an diesen Fällen und stellen dann gerne wegen geringem öffentlichem Interesse ein. Warum? Weil sich diese Verfahren meist nicht so einfach darstellen wie man denkt. Das kriegen diejenigen die Ermittlungspersonen der StA sind aber natürlich mit.
Also grob zusammenfassend kann man sagen Personalmangel?
Jo.
Und Fehlzuweisungen. Aktuell wohl laut den Kollegen ziemlich drastisch: Durch die sinnlosen Grenzkontrollen fällt die Bundespolizei als Unterstützung flach wenn man für Anlässe (Demos, Fussballspiele, Großveranstaltungen) geschlossene Verbände braucht.
Das sorgt dafür,dass die Bereitschaftspolizeizüge der Landespolizeien mehr untereinander “aushelfen” müssen. Diese können dann natürlich nicht mehr wie sonst für Aktionen und an Schwerpunkten die Schutzpolizei entlasten. -> Weniger Kräfte für alles.
Erschwerend kommt noch hinzu,dass Bayern als ehemals größter Steller von BePo Zügen unter den LaPos auch noch weniger stellt weil Stellen Richtung Grenzpolizei gegangen sind und man wohl auch Weisung hat weniger zu unterstützen. Letzteres ist aber mehr ein “Gerücht”. Who knows.
Bei den StAs ist es einfach Jahrzehnte-langer Raubbau, genauso wie bei den Gerichten. Was Natur auch wieder die JVAen voll macht,etc. Meine mich mal irgendwo ne Statistik in der Hand gehabt zu haben,dass ein StA heute bei halb so vielen Assistenzkräften das 8-12 fache an Verfahren zu betreuen hat im Vergleich zu 1990.
Man könnte die Polizei nutzen um die Bevölkerung zu schützen und echte Probleme zu beheben. Oder man kann sie an die Grenze stellen, wo sie gelangweilt in den Wind stieren.
Ist doch eindeutig was man da macht.
Tja. Nun. Also.
Das Schlimme ist ja: Ich hab ganz gute Kontakte zu div. LaPos und der BPol. Bei der Bpol finden das ganz viele wohl richtig gut. Kein Stress wie in Bahnhofsdienst, pünktlich Schluss und “man entscheidet selbst wen man kontrolliert”(das kann sich jetzt jeder selbst denken was das heißt).
… Tja.Nun.
Ja, klar. Keine Arbeit, keine Müh, kein Risiko, trotzdem volles Gehalt. Wundert mich nicht, dass man das gut findet.
Wundert mich mehr, dass das die die das zahlen gut finden.
Danke für deinen Einblick. Die Situation sieht verfahren aus. (Kein Wortwitz)
Ja,total. Ich kann ehrlich gesagt auch keinen guten Rat geben außer Institutionen wieder mehr zu stärken - das ist aber egal wo notwendig,von Schulen,über Gesundheitswesen, Kommunen,etc.
Nur halt an den richtigen Stellen.
Und da sehe ich,auch als jemand der mal eine Ausflug in die Politik gemacht hat,aktuell nur ganz wenige PolitikerInnen die das wirklich können und wollen. (Und die meisten haben genauso wie ich keinen Bock mehr)